Bericht der Bezirksalarmzentrale zum Unwetter am 18.07.2021

von BAZ-TeamZuletzt am Mittwoch, 28. Juli 2021 geändert.
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Die Leistungen der Einsatzkräfte der Feuerwehr gehen oftmals über das Erwartbare hinaus, vor allem wenn bei Elementarereignissen wie vergangenen Sonntag fast 800 Einsatzkräfte im Einsatz stehen: der 18. Juli 2021 gehörte auch in der Bezirksalarmzentrale Krems zu solchen Ausnahmetagen. Ca. 1.130 Anrufe aus den Bezirken Amstetten, Krems, Mödling und Scheibbs, ca. 250 unwetterbezogene Einsätze forderten die freiwilligen Disponenten der Alarmzentrale.

Normalerweise ist die Bezirksalarmzentrale Krems mit einem Disponenten besetzt, welcher die Feuerwehren im Bezirk Krems koordiniert und alarmiert. Sollte es das Einsatz- oder Notrufaufkommen erfordern, unterstützen die Kameraden der Alarmzentralen in Amstetten und Mödling. Dieses System wird bereits seit 2013 ausführlich getestet und ist mitunter die Grundlage des neuen Alarmierungssystems ELKOS welches derzeit in Niederösterreich im Beginn der Umsetzung ist. Nähere Infos zur Bezirksalarmzentrale Krems finden sie hier.

Die baldige Implementierung des neuen Alarmierungssystems wurde zum Anlass genommen, dass die Räumlichkeiten der Bezirksalarmzentrale Krems derzeit umgebaut werden und die Alarmzentrale in einem Ausweichquartier in der Hauptwache der Feuerwehr Krems untergebracht ist. Eine Tatsache die aufgrund der Flexibilität der Disponenten und der derzeit verwendeten Technik reibungslos funktionierte und keinerlei Nachteile auf den Einsatzablauf hatte.

Ausweich-Bezirksalarmzentrale (1)Ausweich-Bezirksalarmzentrale (2)Ausweich-Callcenter (1)Ausweich-Callcenter (2)BezirksführungsstabAnrufstatistik

Chronologie

Hochwasser - Donau

Gegen 05:30 Uhr begannen in der Bezirksalarmzentrale die ersten Tätigkeiten des ereignisreichen Sonntages: seitens der Bezirkshauptmannschaft Krems wurde die Hochwasserwarnung für die Donau ausgegeben. Hierbei hat der Disponent mehrere Verständigungen laut Donau-Hochwasser-Sonderalarmplan durchzuführen und mehrere Feuerwehren beginnen mit Vorbereitungsarbeiten für höhere Wasserstände entlang der Donau.

Gemeinsam mit den Einsatzleitstäben der Bezirkshauptmannschaft und des Magistrats der Stadt Krems werden auch hier weitere Tätigkeiten abgestimmt und vorbereitet.

Unwetterphase - Amstetten

Parallel zu den organisatorischen Tätigkeiten an der Donau ging ab 10:00 Uhr ein Unwetter im Westen Niederösterreichs nieder. Zur Entlastung der Bereichsalarmzentrale Amstetten wurden ab diesem Zeitpunkt die Notrufe auch in Krems und Mödling entgegengenommen. Über vier Stunden hinweg wurden rund 70 eingehende Anrufe pro Stunde in Krems abgearbeitet. Hier bewährte sich die Struktur der Feuerwehr: freiwillige Disponenten wurden alarmiert, die Technik erweitert und innerhalb kürzester Zeit konnte auf vier Arbeitsplätzen in Krems Notrufe angenommen werden. Eine Triagierung von Notrufen war nicht notwendig, jeder Notruf wurde mit gleicher Qualität bearbeitet.

Zusätzlich wurde auch der Callcenter-Betrieb gestartet. Dies bedeutet, dass die Disponenten nur noch Notrufe entgegennehmen. Normale Anrufe werden im Callcenter entgegen genommen und bearbeitet. Ein System welches sich im Großschadensfall sehr oft bewährt hat.

Auch das weiterhin steigende Hochwasser an der Donau wurde im Callcenter bearbeitet. Laufend galt es dem Alarmplan entsprechend weitere Verständigungen durchzuführen. Drei Mitglieder waren im Callcenter eingesetzt.

Unwetterphase - Krems

Gegen 14:00 Uhr änderten sich die Lage und Tätigkeit der Bezirksalarmzentrale: das Unwetter im Westen ging vorbei, weniger Notrufe des Bezirkes Amstetten mussten abgearbeitet werden. Doch nun zog ein Unwetter über den Bezirk Krems und der reine Notrufbetrieb musste umgestellt werden.

Es galt nun Notrufe zu bearbeiten, aber auch die Einsätze im Bezirk Krems zu disponieren. Das Notrufaufkommen in Krems stieg auf bis zu 100 Telefonate pro Stunde und vielen Schadensstellen im Kremser Bezirk mussten die richtigen Feuerwehren zugewiesen werden.

Das bereits bestehende, laufende System wurde geringfügig angepasst. Eine Führungskraft übernahm die Rolle eines Koordinators, zwei Notrufarbeitsplätze disponierten nur noch die Einsätze und die Kräfte in den Alarmzentralen Mödling und Amstetten unterstützten zusätzlich bei der Notrufannahme.

Nachdem in kürzester Zeit hunderte Schadensstellen, vermehrt in den Gemeinden Paudorf, Furth und Krems aufliefen, wurde seitens der Bezirksalarmzentrale mit allen Einsatzleitern in den betroffenen Bereichen Rücksprache über die Zusammenarbeit gehalten. Es galt zu klären: Wie sind die jeweiligen Einsatzleitungen zu erreichen? Wie ist die Lage vor Ort?

Nur so war es möglich, die Schadensstellen an die Einsatzkräfte vor Ort zu übermitteln und der betroffenen Bevölkerung das bestmögliche Service zu bieten.

Ebenfalls bestand enger Kontakt mit dem Bezirksführungsstab welcher noch in Aufstellung begriffen war, jedoch bereits Feuerwehren vor Ort beraten hatte.

Nachdem die andauernden Niederschläge kein statisches Lagebild ermöglichten, dauerte es auch entsprechend, bis sich die örtlichen Einsatzkräfte einen genauen Überblick verschafft hatten und beginnen konnten die Schadenstellen zu bearbeiten. Gegen 17:00 Uhr waren alle knapp 200 eingegangen Meldungen an die Einsatzleitungen in Furth, Höbenbach, Krems, Krems-Süd, Palt und Paudorf übermittelt.

In der Zwischenzeit wurden durch den Bezirksführungsstab auch Katastrophenhilfsdienst-Züge (KHD) alarmiert und der Sonderdienst Tauchdienst angefordert.

Parallel zum Unwetter stiegen die Pegel der Donau weiterhin, sodass auch der Alarmpegel überschritten wurde. Durch die großzügige Personalbesetzung wurden die alarmplangemäßen Verständigungen parallel abgearbeitet.

Gegen 20:00 Uhr wurde das Personal der Bezirksalarmzentrale auf einen verstärkten Regelbetrieb mit 2 Disponenten zurückgefahren .

Zahlen, Daten, Fakten

Die Flexibilität der EDV und der in der Feuerwehr und im Alarmzentralen-Verbund verwendeten Telefonanlagen machte es möglich, dass die Zusammenarbeit zwischen Alarmzentralen, Callcenter und Führungsstab trotz des aktuellen Bezuges eines Ausweichquartieres reibungslos funktionierte. Auch die Trennung zwischen Disponent und Notruftelefonist erwies sich erneut als äußerst praktikabel.

In der Verantwortlichkeit der Bezirksalarmzentrale Krems wurden ca. 250 unwetterbezogene Einsätze* disponiert, alarmiert bzw. weitergegeben und ca. 1.130 Gespräche** geführt. Die Anruflastenverteilung wird in der Grafik ersichtlich.

Dankesworte

Das Team der Bezirksalarmzentrale bedankt sich bei allen involvierten Kräften für die tolle Zusammenarbeit!

Fußnoten

* Nur im Bezirk Krems
** Amtsleitung und Notrufe aus Alarmzentralenverbund. Auswertungszeitraum abweichend von der Grafik