Landesgalerie NÖ: mehrfache Menschenrettung nach Brand in Technikraum

von Christoph StrickerZuletzt am Dienstag, 4. Juni 2019 geändert.
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Nach der Begehung in der Vorwoche (siehe Bericht) fand am Donnerstag, 16. Mai 2019, eine Einsatzübung in der Landesgalerie Niederösterreich statt. Das erste Tanklöschfahrzeug der Hauptwache wurde zu einem TUS-Alarm (automatisch ausgelöster Brandmelder) alarmiert. Bereits während der Anfahrt meldete der Sicherheitsdienst telefonisch in der Alarmzentrale, dass mehrere Brandmelder ausgelöst haben. 

Bei der Erkundung wurde festgestellt, dass im Technikbereich im Kellergeschoss, im Technikschacht, sowie im dritten Obergeschoss mehrere Brandmelder ausgelöst haben. Außerdem sind mehr als 40 Personen noch im Gebäude, welche teilweise als vermisst gelten. Vom Fahrzeugkommandanten des ersten Tanklöschfahrzeuges wurde daher über die Bezirksalarmzentrale auf Alarmstufe B4 erhöht und die gesamte Hauptwache, sowie die Feuerwache Egelsee alarmiert. Sukzessive folgten weitere drei Tanklöschfahrzeuge, die Drehleiter, ein Kleinlöschfahrzeug, sowie ein Kommandofahrzeug.

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Der erste Atemschutztrupp ging gemäß dem Standard „Innenbrandbekämpfung“ in das Obergeschoss vor: Der Angriffstrupp rüstet sich unter anderem mit der Wärmebildkamera, Rauchverschluss, 2 C-Druckschläuchen, Hohlstrahlrohr und Arbeitsleine aus, geht bis kurz vor die Rauchgrenze vor und beginnt mit dem Vorbereiten der Löschleitung. Zeitgleich rüstet sich der Wassertrupp mit bis zu 8 C-Druckschläuchen und einem Funkgerät aus, setzt einen BB-CBC Verteiler (zwei Eingänge und drei Ausgänge) und legt die Löschleitung bis zum Angriffstrupp. Um eine redundante Brandbekämpfung zu ermöglichen, wird vom nächsten Atemschutztrupp die gleiche Vorgehensweise praktiziert.

Am Weg ins dritte Obergeschoss wurden im Stiegenhaus mehrere verletzte Personen vorgefunden. Diese wurden - wie auch ein Rollstuhlfahrer, welcher sich bis zum Evakuierungsbereich im dritten Obergeschoss retten und dort den Notruf betätigen konnte - ins Freie gebracht.

In weiterer Folge konnten zwei Atemschutztrupps in den betroffenen Bereich im dritten Stockwerk vordringen. Um eine Sichtbehinderung simulieren zu können, bekamen die Atemschutztrupps Plastiksäcke über den Kopf gezogen. Zuerst wurden unverletzte Schüler in einer Teeküche aufgefunden, welche mit Fluchthauben gerettet werden konnten. Auf der Terrasse befanden sich drei Personen, welche mit der Drehleiter sicher zu Boden gehoben wurden. Abschließend musste noch ein wertvolles Gemälde unter Zuhilfenahme eines Spezialschlüssels in Sicherheit gebracht werden. Auf Grund der enormen Rauchausbreitung über den Technikschacht wurde ein Techniker im dritten Obergeschoss durch die Rauchgase verletzt und sackte bewusstlos zu Boden. Dieser wurde von einem weiteren Atemschutztrupp aus dem Gefahrenbereich gerettet.

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Zeitgleich startete der Einsatz im Keller: Mehrere Atemschutztrupps begaben sich in den Technikschacht, um dort den ausgebrochenen Brand zu bekämpfen und vermisste Personen zu suchen. Zwei Arbeiter konnten vorgefunden und gerettet werden. Außerdem befand sich in einem Depot im Keller ein Bild mit einem Wert von mehreren Millionen Euro, welches geborgen werden musste.

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Vom Roten Kreuz Krems waren neben dem Bezirkseinsatzleiter, welcher für die Koordination und die Kommunikation mit anderen Einsatzorganisationen verantwortlich ist, 2 Rettungswägen mit 6 Sanitätern vor Ort, um einerseits die verletzten Personen zu betreuen und um als Beistellung für den Atemschutzeinsatz zur Seite zu stehen. Seitens der Rettung wurde ein Triage-Platz (Raum zur Priorisierung der Verletzungen) errichtet.

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Die Freiwillige Feuerwehr Krems war auf Grund der Einsätze in den letzten Tagen (mehrstündiger Silobrand, Stromausfall in Teilen der Stadt) sehr gefordert – dennoch nehmen viele Mitglieder ehrenamtlich und in deren Freizeit die stetige Ausbildung wahr, denn: Wer aufhört besser zu werden, hört auf, gut zu sein!

Danke an die Landesgalerie Niederösterreich, insbesondere an Frau Elke Pehamberger-Müllner und Rainhard Kern, sowie an die Geschäftsführerin Julia Flunger-Schulz, die es unkompliziert ermöglicht haben, dass nur eine Woche vor der Eröffnung eine derart große Einsatzübung stattfinden konnte. Die Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz ist ob der vielen gemeinsamen Einsätze sehr wichtig, und wir sagen Danke, dass sich die Sanitäterinnen und Sanitäter ebenfalls ehrenamtlich die Zeit genommen haben, eben diese zu vertiefen.